Potsdam 2021

Nach langer Enthaltsamkeit wegen Corona konnte der Civilclub nun endlich die mehrfach verschobene Fahrt nach Potsdam antreten. Die Vorfreude auf diese schöne Reise war groß. Das merkte man den 29 Reiseteilnehmern auch an, als wir am Sonntag, den 10. Oktober, in aller Frühe und bei bestem Wet- ter mit dem Bus unser Ziel ansteuerten. Auf der Au- tobahn ging es zügig voran, und so erreichten wir Potsdam schon vor der geplanten Zeit. In dem im Stadtzentrum ruhig gelegenen NH-Hotel Voltaire trafen wir am Nachmittag Frau Bathe, unsere Stadtführerin für die nächsten Tage. Gemeinsam gingen wir anschließend durch das 
nahe gelegene Holländische Viertel, genossen die 
Atmosphäre der Stadt und ließen die vorzüglich res
taurierten Hausfassaden auf uns wirken. Der Aus
klang des ereignisreichen Tages fand bei einem Foto: Brandenburger Tor in Potsdam reichhaltigen Buffet im Hotel statt.

Der folgende Tag war den Schlössern und Museen der Stadt gewidmet. Da wir coronabedingt nicht alle gemeinsam in die Räume der Museen gehen konnten, hatte unsere Stadtführerin zusammen mit dem Ehepaar Andersson die Reiseteilnehmer in drei Gruppen aufgeteilt, die dann zeitversetzt die Räume besuchen konnten. Während also eine Gruppe im Museum war, waren die anderen beiden Gruppen anderweitig beschäftigt. Zum Tagesprogramm gehörte ein Spaziergang vom mächtigen Gebäude des Neuen Palais durch die schönen Anlagen des Parks Sanssouci zum Schloss Charlottenhof und einer In- nenbesichtigung des Neuen Palais mit seinem wundervollen Marmorsaal.

Ein weiteres Highlight des Tages war der Besuch des Museums Barberini. In den Räumen des Museums sind die Dauerausstellung „Sammlung Hasso Plattner“ und die temporäre Ausstellung „Impressionismus in Russland“ untergebracht. Die Bildersammlung von Hasso Plattner mit wunderbaren Werken von Monet, Renoir und Signac konnten die CC-Mitglieder zuvor schon anlässlich eines eindrucksvollen Videovortrags über Zoom kennen lernen. Zur Einführung der aktuellen Ausstellung „Impressionismus in Russland“ wurden uns die Künstler mit ihren Werken in einem Vortrag mit einer technisch perfekten Videopräsentation vorgestellt. Nach dieser guten Vorbereitung konnten wir anschließend die realen Bilder genießen. Leiblicher Genuss und Entspannung nach dem langen Tag erwartete uns in unserem Hotel.  

Im Mittelpunkt des darauf folgenden Tages stand das Schloss Sanssouci. Es wurde zur Mitte des 18. Jahrhunderts im Auftrag Friedrichs des Großen als „kleines Sommerschloss“ im Stil des Rokoko erbaut. Bei der Innenbesichtigung des Schlosses konnten wir unter vielen kunstvoll gestalteten Räumen auch die Privaträume Friedrichs des Großen bewundern. Sanssouci war für Friedrich II. auch ein Rückzugsort, an dem er mit Gästen musizieren und philosophieren konnte. Neben seiner Leidenschaft für Musik war er auch ein eifriger Sammler italienischer und holländischer Meister der Renaissance, die er in einem prunkvollen Galleriesaal aufhängen ließ. Beim Besuch dieses Saals war man schier überwältigt von der Fülle der in mehreren Reihen übereinander gehängten Bilder.

Was wäre ein Besuch des Schlosses ohne einen Spaziergang durch den weitläufigen Park – und das bei schönstem Wetter. Unser Weg führte uns über die Weinbergterrassen durch den Park zur Friedenskirche, bei deren Anblick man sich nach Italien versetzt fühlte. In der Tat ist das Bauwerk, das im 19 Jh. unter Friedrich Wilhelm IV entstand, oberitalienischen Klosterbauten nachempfunden.  Von hier brachte uns unser Busfahrer in eine andere Zeitepoche. Wir besuchten die russische Kolonie „Alexandrowka“. Die Siedlung aus dunkelbraunen Blockhäusern wurde von König Friedrich Wilhelm III. erbaut. Sie gilt als Denkmal der Erinnerung an den 1825 verstorbenen Zar Alexander I. Zu der Zeit bestanden freundschaftliche Beziehungen zwischen Preußen und Russland. Unser Weg führte uns durch die Siedlung zu der auf einem Kapellenberg idyllisch gelegenen russisch-orthodoxen Alexander-Newski- Gedächtniskirche. Nach diesem mit einem reichhaltigen Besichtigungsprogramm ausgefüllten Tag konnten besonders sportliche Reiseteilnehmer Fuß zu unserem Hotel laufen.

Ein neuer Tag begann mit einem Spaziergang durch den „Neuen Garten“ entlang der Uferpromenade des Heiligen Sees. Dieser wunderschöne Landschaftsgarten wurde von dem Nachfolger von Friedrich dem Großen in Auftrag gegeben. Er wollte sich mit diesem Garten aus dem Schatten seines Vorgängers befreien. Unser Ausflugsziel war Schloss Cecilienhof. Auf dem Weg dorthin kamen wir am prächtigen Marmorpalais, der Sommerresidenz von Friedrich Wilhelm II. vorbei. Der Palast gilt als Beispiel frühklassizistischer Schlossbauten. Von hier hatten wir einen schönen Blick auf die Prachtbauten der Potsdamer Prominenz am gegenüberliegenden Ufer. Schloss Cecilienhof ist der letzte Schlossbau der Hohenzollern und wurde im englischen Landhaus- stil unter Kaiser Wilhelm II erbaut. Weltgeschichtlich bekannt wurde das Schloss durch die Potsdamer Konferenz 1945. Hier trafen sich in diesem Jahr die Regierungschefs der Siegermächte Stalin, Truman und Churchill, um sich über die Neuordnung der Welt nach dem 2. Weltkrieg zu verständigen. Um einen Eindruck zu gewinnen, wie das damals ablief, konnten wir die Innenräume im Originalzustand besuchen, begleitet von einer hochkarätigen Audioführung. Die drei Gartenstühle, in denen die Regierungschefs sich für das weltberühmte Foto einfanden, waren ebenfalls (jedoch nicht im Originalzustand) an dem historischen Ort zu besichtigen.

Am Nachmittag fuhren wir über die Glienicker Brücke entlang dem Ufer des Wannsees zum Haus der Wannseekonferenz. In der heutigen Gedenk- und Bildungsstätte besprachen im Jahr 1942 hochrangige Vertreter der SS, der NSDAP und verschiedener Reichsministerien die Kooperation bei der geplanten Deportation und Ermordung der europäischen Jüdinnen und Juden. Die Ausstellung war ein bedrückendes Erlebnis, das uns alle nachdenklich machte.  Von der Gedenkstätte war es nur ein kurzer Fußweg zur Max Liebermann-Villa. Das Haus und vor allem die Gartenanlage sind ein Ort mit einer besonderen Atmosphäre. Max Liebermann, der Sohn eines Industriellen, erwarb das Grundstück 1909 am Wannsee und ließ darauf eine Sommervilla bauen. Bei einer Führung durch Haus und Garten erfuhren wir von der wechselhaften Geschichte dieser Anlage. Nach dem Fall der Mauer wurde ein Trägerverein gegründet, der die Villa und den Garten renovierte. In der Villa befindet sich heute ein Kunstmuseum, das Gemälde von Max Liebermann zeigt. Der Garten wurde wie  zu Liebermanns Zeiten rekonstruiert. Besonders beeindruckend ist die Birkenallee, die sich auch in seinen Werken wiederfindet, ebenso der Blick vom Garten über den Wannsee.

Der Tag vor unserer Heimreise stand im Zeichen des Wassers. Der sonst strahlende Himmel war in ein tristes Grau gehüllt, und es fing an zu regnen. Für den Vormittag stand auf dem Programm eine Bootsfahrt von Potsdam entlang der Havel zur Insel Werder. Der Spaziergang von der Anlegestelle zur Heilig-Geist-Kirche fand dann im strömenden Regen statt. Zur Aufheiterung der Stimmung sorgte unser Busfahrer, der uns nach dem feuchten Rundgang nach Ribbeck im Havelland fuhr. Dort hatten sich auch die Regenwolken verzogen und wir konnten das restaurierte Schloss Ribbeck in seiner ganzen Pracht bewundern. Auf den freundlichen Herrn Ribbeck, der uns mit: „He, wiste 'ne Beer?“ begrüßte, hatten wir jedoch vergeblich gehofft. Dafür wurden wir jedoch im Blauen Salon des Schlosses mit einem vorzüglichen Birnenkuchen und reichlich Kaffee entschädigt.   

Nach Ribbeck fuhren wir zum Schloss Paretz. In dieser abgeschiedenen Idylle der Havellandschaft genossen Königin Luise und ihre Familie alljährlich die Sommermonate fernab der höfischen Etikette. Paretz gilt als Musterbeispiel der preußischen Landbaukunst um 1800. Das Gebäude selbst ist schlicht ausgeführt, erfüllt aber in den Innenräumen hohe ästhetische Ansprüche. Vor allem beeindruckten uns die vorzüglich restaurierten handbemalten Papiertapeten. In der Schlossremise bewunderten wir die Sammlung kostbarer Kutschen, Prunkschlitten und Sänften des preußischen Herrscherhauses aus dem 17. und 18. Jahrhundert. 

Damit uns der Abschied von Potsdam 
nicht allzu schwerfiel, unternahmen wir 
am Tag der Abreise noch einen Abstecher zur Villenkolonie Babelsberg am
 Ufer des Griebnitzsees. Hier erwartete 
uns die sichtbare Macht des Kapitals in 
Form von Prunkvillen am Seeufer. Bei einem Spaziergang, zum Teil an der Ufer
promenade, kamen wir auch an den Vil
len vorbei, die einst von Stalin, Churchill
und Truman bewohnt waren. Nach diesem beeindruckenden Spaziergang galt
 es nun die Heimreise anzutreten. Zuvor
 verabschiedeten wir uns von unserer Stadtführerin, die uns in der Zeit unseres Aufenthalts in Potsdam vorzüglich betreut hatte.

Bei der Rückfahrt hatten wir uns schon darauf eingestellt, dass an einem Freitagnachmittag auf der Autobahn mit starkem Verkehr zu rechnen sei. Unsere Erwartungen wurden dann auch nicht enttäuscht. Unterwegs musste unser Fahrer seine verpflichtende Rast machen. Auf der Suche nach einem Stellplatz landeten wir in dem beschaulichen Örtchen Ronneberg, wo wir uns in einer nahe gelegenen Feinbäckerei mit allem versorgen konnten, was wir für unser leibliches Wohl benötigten. Wir werden Ronneberg in angenehmer Erinnerung behalten. Inzwischen war der Verkehr soweit abgeflaut, dass wir in gemäßigtem Tempo und ohne weitere Unterbrechungen Münster in den frühen Abendstunden erreichten.

Wir hatten in Potsdam eine ereignisreiche Woche mit prächtigen Bauwerken, interessanten Museen und wunderbaren Spaziergängen durch schöne Parklandschaften erlebt. Das haben wir auch der vorzüglichen Planung und Organisation von Eckard und Ingrid Andersson zu verdanken, die durch ihr Mitwirken in vorbildlicher Weise durchgeführt werden konnte. Hierfür sprechen wir im Namen aller Reiseteilnehmer unseren herzlichen Dank aus!

Dieter und Elke von Schwertführer