Barbarossa. Die Kunst der Herrschaft
Über 50 Civilistinnen und Civilisten erinnern sich noch lebhaft an die Führung durch die imposante Sonderausstellung „Barbarossa, die Kunst der Herrschaft“ im November 2022. In drei Gruppen wurden wir von kundigen Mitarbeitern des LWL-Museums für Kunst und Kulturgeschichte am Domplatz durch die fünf Abteilungen (Kapitel) geführt, in denen Textquellen und Kunstwerke ausgestellt waren, um das Wirken des berühmten Stauferkaisers Friedrich I. Barbarossa zu beleuchten. (Bericht im Kurier Dezember/Januar 2022/23).
Ein halbes Jahr später, nach dem zur Jahreszeit passenden Spargelessen, nehmen rund 40 Clubmitglieder die Gelegenheit wahr, sich nun auch von der Kuratorin über die Entstehung und Vorbereitung der Ausstellung berichten zu lassen. „Der erste Anstoß kam vom Rotary Club Selm-Kaiser Barbarossa“, so Dr. Petra Marx, seit 2005 wissenschaftliche Referentin und Kuratorin für die Kunst des Mittelalters des LWL-Museums. In Cappenberg bei Selm werden sowohl die silberne Taufschale Friedrichs I. als auch der sog. Cappenberger Kopf au bewahrt, der lange Zeit als Porträtbildnis Barbarossas galt.
Diese historische Verbindung des Stauferkaisers zu Westfalen war nicht nur der Grund für die Namensgebung des Vereins in Selm, sondern auch Anlass genug, im Westfälischen Landesmuseum die Sonderausstellung anlässlich des 900. Geburtstages Barbarossas (1122–1190) vorzubereiten und darzustellen. – Allerdings habe man – wie bei der Stauferausstellung in Stuttgart 1977 – auch bei dieser Präsentation den Einband des Kataloges mit dem (halben) Kopf aus Cappenberg geziert. „Aus Gründen des Marketing“, räumte die Kuratorin ein.
Dr. Petra Marx hat die Vorbereitung und den Aufbau der Ausstellung mit Fotografien dokumentiert. Beispielhaft beschrieb sie den schwierigen Transport der aus Leinen mit Goldborten gefertigten Tunika (Albe) Barbarossas aus dem 12. Jahrhundert von Utrecht nach Münster in einer großen Holzkiste. Die Kuratorin schilderte die sehr komplizierten Öffnungen (2019 und 2021) des Cappenberger Kopfes, der als Reliquiar des heiligen Johannes gedient hat. Bei den Öffnungen habe sich herausgestellt, dass er im Laufe der Jahrhunderte immer wieder mit Reliquien „vollgestopft“ (so Dr. Marx) worden sei. Bei der Untersuchung – auch der Inschriften – habe sich die Hoffnung, dass der Kopf aus Silber hergestellt worden sei, erneut nicht erfüllt.
Wir erlebten einen interessanten und mit viel Beifall bedachten Vortrag, der, wie unsere Präsidenten Michaela Heuer nach der Diskussion hervorhob, eine besondere Vorstellung über die mehrere Jahre dauernde Vorbereitung einer solchen Ausstellung ermöglicht habe. TEXT: ECKARD ANDERSSON