Ausstellung "Münster 1570"
Hochsommerliche Temperaturen am 13. Juli hielten die Mitglieder des Civilclubs nicht davon ab, die Ausstellung „Münster 1570 – Geschichte und Geschichten aus der Hauptstadt Westfalens“ im Stadtmuseum zu besuchen und in dessen klimatisierten Räumen ein aktuelles Highlight aus dem vielseitigen Angebot des Museums zu erleben. Dr. Bernd Thier vom Stadtmuseum, der die Ausstellung konzipiert hat, erläuterte die Entstehungsgeschichte der von Remigius Hogenberg verlegten historischen Stadtansicht und tauchte mit den Gästen in das Leben der Menschen um 1570 ein. Die vielen, gut verständlichen Inszenierungen haben uns direkt in die Frühe Neuzeit getragen. Der 26. Mai 1570 war ein besonderer Tag für die Stadt Münster – vor 450 Jahren übergab der Kupferstecher Remigius Hogenberg dem Rat der Stadt einen großformatigen Kupferstich. Eine besondere Stadtansicht, denn das erste Mal ist die Topographie der Stadt realistisch dargestellt worden, vor allem die Stadttore mit den Befestigungen, Kirchen, Klöster und die unmittelbare Umgebung. Pandemiebedingt konnte die Ausstellung nicht im Jubiläumsjahr gezeigt werden, sondern musste verschoben werden auf den 5. April bis 25. September 2022. Leider ist das Exemplar, das Remigius Hogenberg dem Rat übergab, nicht im städtischen Besitz erhalten geblieben. Von der damals in einer großen Anzahl gedruckten Stadtansicht ist heute lediglich noch ein Exemplar erhalten – in der Kartensammlung der British Library in London. Es wird als kostbare Leihgabe im Stadtmuseum in der Ausstellung „Münster 1570“ präsentiert. Diese Leihgabe wurde durch die Unterstützung des Fördervereins Stadtmuseum möglich. Und so hat sich Dr. Barbara Rommé in ihrer Begrüßung auch bei den Mitgliedern des CC für diese Unterstützung bedankt. Die Zeichnungen, die Remigius Hogenberg in seinem Kupferstich umgesetzt hat, stammen von Hermann Tom Ring, einem münsterschen Maler. Neben der Topographie sind das Besondere der Stadtansicht die Szenen, die Details aus dem Alltagsleben vor den Toren der Stadt, die viel über das Leben der Menschen in dieser Zeit vermitteln. Zu sehen sind u.a. ein Handelswagen, der Waren in die Stadt bringt, ein Ballspielplatz, ein Vorläufer des Boule, Gartenarbeit am rechten Ufer der Aa, ein Schweinehirte, Bleichen von Wäsche. Rund 10.000 Menschen lebten vor 450 Jahren in Münster. Die große Detailvielfalt des Kupferstichs zeigt beispielhaft der auf dem Turm der Lambertikirche winzig klein dargestellte Türmer – so klein, dass man ihn nicht im Original, sondern erst auf der Vergrößerung entdecken kann. Wie lebten die Menschen in dieser Zeit? Womit bezahlten sie? Wie wurde der Rat der Stadt „gewählt“? Neben Akten, Gemälden und Münzen aus der Zeit verfügt das Stadtmuseum über eine wunderbare Quelle – nun auch im Original, das erst vor wenigen Jahren vom Stadtmuseum erworben werden konnte – von Hermann Kerßenbrock, dem Rektor der Domschule, der die Zeit sehr detailliert beschreibt. So war es den Ausstellungsmachern möglich, den Besucherinnen und Besuchern viel über die Stadt in dieser Zeit erfahrbar zu machen. Dieser Quelle verdanken wir auch den Kalender aus dem Jahr 1570, den das Stadtmuseum aufgeblättert hat. Und die Gäste zum Staunen brachte. Denn vieles von dem, was heute in der Stadt präsent ist, war damals schon so. Auch der Wochenmarkt fand seinerzeit – 1570 – am Mittwoch und Samstag statt. Der Rat tagte auch regelmäßig, aber 1570 zweimal in der Woche. Der krönende Abschluss des Besuches war der exklusive Besuch der Dachterrasse des Stadtmuseums, die ganz neue Perspektiven auf die Altstadt eröffnet. Wir haben eine hoch interessante Führung erleben und den Ausblick von der Dachterrasse genießen dürfen. Dafür Dank auch an dieser Stelle an Dr. Barbara Rommé und Dr. Bernd Thier! Michaela Heuer